10 Jahre Niederflurbusse am Niederrhein

Anfang Mai des Jahres 1993 erhielt die damalige Stadtwerke Mönchengladbach GmbH (SWMG) ihre erste Serie Niederflurbusse - fünf MAN A10 (NL 202) wurden in Dienst gestellt. Noch im Sommer des gleichen Jahres folgten die ersten Niederflur-Gelenkbusse, und im Dezember 1993 nahm auch die Viersener Verkehrs-GmbH (VVG) ihre ersten beiden Omnibusse mit stufenlosem Einstieg in Betrieb. Seitdem beschafften beide städtischen Verkehrsunternehmen für den Linienverkehr ausschließlich Niederflurbusse. Das zehnjährige Jubiläum der ersten Niederflurbusse ist Anlass für einen Rückblick auf die Entwicklung dieser Fahrzeuggeneration in Mönchengladbach und Viersen.

1977: Erste Niederflurbus-Prototypen
Die Geschichte der Niederflurbusse in Mönchengladbach reicht indes einige Zeit weiter zurück als zehn Jahre - bis in das Jahr 1977. Der innovative Omnibushersteller Neoplan hatte bereits im Frühjahr 1976 den Prototypen eines Omnibusses mit stufenlosem Einstieg und einer Fahrzeuglänge von 11 Metern vorgestellt. Zur Jahrestagung 1977 des Verbandes öffentlicher Verkehrsunternehmen (VÖV) in Mönchengladbach wurde die 11,5 Meter lange Version dieses als N 814 bezeichneten Fahrzeugtyps präsentiert. Das ausgestellte Fahrzeug ging nach der am 11. und 12.05.1977 - also vor genau 26 Jahren - abgehaltenen Tagung mit der Zulassung MG-AX 619 und der Wagennummer 236 bei den SWMG in den Linienbetrieb. Mönchengladbach gehörte somit zu den ersten Städten bundesweit, in denen ein Niederflurbus eingesetzt wurde!

SWMG 236 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken SWMG 236 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken Im Juni 1978 schied der Wagen nach etwas mehr als einjährigem Einsatz aus dem Bestand aus, wurde aber noch im August des gleichen Jahres durch einen nunmehr 11 Meter langen N 814 ersetzt. Dieser Omnibus erhielt die Zulassung MG-AJ 751, ihm wurde die Wagennummer 236 seines Vorgängers in zweiter Besetzung zugeteilt. Bis Juli 1986 wurde der zweite Niederflurbus in Mönchengladbach im regulären Liniendienst eingesetzt - bevorzugt auf der Strecke zum Volksgarten, die damals von der Linie 005 bedient wurde. Nach seiner Ausmusterung gelangte der Wagen zum Busunternehmen Bauer in Merschbach im Kreis Wittlich, wo er in Originalfarbgebung mit der Zulassung WIL-NV 80 eingesetzt wurde. Während die Existenz dieses Fahrzeugs dort letztmals 1988 bestätigt ist, gelangte der bereits 1978 wieder abgegebene erste Mönchengladbacher N 814 ins Neoplan-Werksmuseum in Stuttgart.

1990: Die erste Standardgeneration rollt an
Die Niederflur-Prototypen von Neoplan waren ihrer Zeit voraus, eine Serienfertigung unterblieb mangels Interesse der Verkehrsunternehmen. Erst zehn Jahre später wurde der nächste Versuch unternommen: Wieder war es der Hersteller Neoplan, der im Jahre 1988 erstmals Omnibusse der Standard II-Generation mit stufenlosem Einstieg vorstellte. Im folgenden Jahr präsentierten auch Mercedes-Benz mit dem O 405 N und MAN mit dem NL 202 ihre ersten Niederflurbusse, deren Sitze jedoch noch alle auf Podesten angeordnet waren.

NVV 9011 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken SWMG 8911 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken Ende Januar 1990 stellten die SWMG als Wagen 8911 einen MAN NL 202 in Dienst, dem Mitte Februar ein Mercedes-Benz O 405 N1 als Wagen 8912 folgte. Diese beiden Fahrzeuge wurden wiederum auf der Strecke zum Volksgarten, der nunmehrigen Linie 008 eingesetzt. Ende Februar 1991 folgten unter den Wagennummern 9010 und 9011 zwei weitere Mercedes-Benz O 405 N1, so dass nun vier Niederflurbusse der ersten Generation in Mönchengladbach eingesetzt wurden. Alle Wagen befinden sich auch heute noch im Bestand der Niederrheinischen Versorgung und Verkehr AG (NVV), dem Nachfolgeunternehmen der SWMG.

1993: Der Durchbruch der Niederflurtechnik
Ab dem Jahre 1992 bot MAN den weiterentwickelten MAN A10 (NL 202) mit podestlosem Innenraum zwischen den Türen 1 und 2 sowie als A11 (NG 272) den entsprechenden Niederflur-Gelenkbus an. Im Jahre 1994 war auch von Mercedes-Benz der im vorderen Bereich podestfreie O 405 N2 sowie einige Monate später die Gelenkbusvariante O 405 GN2 erhältlich.

SWMG 9363 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken NVV 9301 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken Im Mai 1993 nahm die SWMG mit fünf als Wagen 9301 bis 9305 bezeichneten MAN A10 (NL 202) ihre ersten Niederflurbusse der zweiten Generation in Betrieb. Schon diese Wagen verfügten über eine automatische Kneelingeinrichtung, die den Bus beim Öffnen der Türen automatisch zur Einstiegsseite absenkte. Im Juli des gleichen Jahres folgten mit zehn MAN A11 (NG 272) als Wagen 9361 bis 9370 auch die ersten Gelenkbusse mit stufenlosem Einstieg. Im Juni 1994 wurden weitere Niederflurbusse in Betrieb genommen, als Wagen 9461 bis 9466 gelangten sechs MAN A11 (NG 272) in den Fuhrpark. Im November des gleichen Jahres erhielt die SWMG mit acht Mercedes-Benz O 405 N2 unter den Wagennummern 9401 bis 9408 auch die ersten podestlosen Niederflurbusse dieses Herstellers.

In Viersen sollte es noch bis zum Jahresende 1993 dauern, doch im Dezember stellte auch die VVG ihre ersten beiden MAN A10 (NL 202) als Wagen 25 und 57 in Dienst; sie wurden überwiegend auf der Linie 083 eingesetzt. Bereits ein halbes Jahr später, im Juni 1994, folgten zwei weitere Fahrzeuge der gleichen Bauart mit den Wagennummern 26 und 39, mit denen auch die Umstellung der Linien 080 und 085 auf Niederflurbusse vollzogen werden konnte.

1995: Neue Motoren und Getriebe
NVV 9561 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken NVV 9407 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken Das Jahr 1995 war gekennzeichnet durch die Umstellung der Omnibusmotoren auf die neue Euro 2-Richtlinie. Im August dieses Jahres beschaffte die SWMG zehn Mercedes-Benz O 405 N2, von den nunmehr mit Euro 2-Maschinen ausgestatteten Fahrzeugen mit den Nummern 9501 bis 9510 erhielten die ersten fünf Wagen ein Voith- und die anderen fünf Wagen ein ZF-Getriebe. Bei den Gelenkbussen blieb Mönchengladbach auch im Jahre 1995 dem Hersteller MAN treu, im November gelangten sieben MAN A11 (NG 312) mit Voith-Getriebe als Wagen 9561 bis 9567 in den Fuhrpark. Die Lieferung von 20 Solowagen im Jahre 1996 wurde auf beide Hersteller aufgeteilt: Zehn EvoBus MB O 405 N2 mit Voith-Getriebe erhielten die Wagennummern 9601 bis 9610, zehn MAN A10 (NL 222) - davon die ersten fünf mit Voith-, die weiteren fünf mit ZF-Getriebe - die Nummern 9611 bis 9620. Erstmals verfügten diese Wagen über eine graue Innenraumgestaltung mit roten Haltestangen und blauen Graffiti-Sitzpolstern.

Die VVG in Viersen stellte im Dezember 1995 als Wagen 43 und 45 nochmals zwei MAN A10, nunmehr mit Euro 2-Maschinen in der Variante als NL 222, in Dienst. Die ersten beiden Niederflurbusse von EvoBus MB, zwei O 405 N2 mit den Wagennummern 62 und 63, wurden im Oktober 1996 beschafft. Sie verfügten erstmals über die aus Mönchengladbach bekannte automatische Absenkung beim Öffnen der Türen, die daraufhin bei den zuvor nur manuell absenkbaren sechs MAN A10 in eigener Werkstatt nachgerüstet wurde.

1997: Erste gemeinsame Beschaffung
niederrheinwerke 42 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken NVV 9706 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken Im Jahre 1997 beschafften die Verkehrsunternehmen am linken Niederrhein - neben der SWMG und der VVG die Stadtwerke Neuss GmbH - erstmals gemeinsam in einer Bestellgemeinschaft neue Omnibusse. In Mönchengladbach gingen im November 20 mit Voith-Getrieben ausgestattete EvoBus MB O 405 N2 mit den Nummern 9701 bis 9720 in Betrieb, Viersen erhielt zwei baugleiche Fahrzeuge. Mit diesen bei der VVG als Wagen 65 und 67 bezeichneten Omnibussen wurden die Türautomatik an Tür 2 sowie die ungeteilte Frontscheibe, beides in Mönchengladbach seit den ersten Niederflurbussen Standard, in Viersen eingeführt. Die folgende Gemeinschaftsbestellung im Jahre 1998 wurde an MAN vergeben, der inzwischen zur NVV gehörige Mönchengladbacher Verkehrsbetrieb erhielt im November des Jahres 20 MAN A10 (NL 222) als Wagen 9801 bis 9820, von denen fünf bereits die neue Unternehmensfarbgebung erhielten. Wie nunmehr alle Omnibusse wurden die Fahrzeuge wiederum mit Voith-Getrieben ausgestattet. In Viersen gingen zwei baugleiche Busse als Wagen 42 und 95 in Betrieb. Bereits Ende Juni 1998 war in Mönchengladbach als Wagen 9861 ein einzelner MAN A11 (NG 262) in Dienst gestellt worden, er verfügt über SKA- statt der serienmäßigen Vogel-Sitze sowie - als bislang letzter Omnibus - über ein ZF-Getriebe.

1999: Die dritte Niederflurbus-Generation
NVV 0267 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken niederrheinwerke 97 - zur Bildansicht mit Bildtext bitte anklicken Das Jahr 1999 brachte den nächsten Generationswechsel bei den Verkehrsunternehmen am Niederrhein. Erstmals wurden Niederflurbusse der dritten Generation in Dienst gestellt, wodurch erstmals der VDV II-Fahrerplatz und in Mönchengladbach auch eine Rundsitzecke im Heckbereich zur Anwendung kamen. 20 MAN A21 (NL 223) stellte die NVV Ende Oktober als Wagen 9901 bis 9920 in Dienst, zwei Fahrzeuge der gleichen Bauart reihte die VVG als Wagen 83 und 84 in ihren Fuhrpark ein. Im März 2000 erhielt die NVV in Mönchengladbach als Wagen 0061 bis 0076 16 neue Gelenkbusse der Bauart A23 (NG 263) von MAN, mit denen die gleiche Anzahl von A11 (NG 272) aus den Jahren 1993 und 1994 wegen anhaltender technischer Mängel ersetzt wurde. Die ersten Niederflur-Gelenkbusse erreichten damit in Mönchengladbach nur ein Alter von sieben Jahren.

Im August 2000 nahm die NVV neben vier MAN A21 (NL 223) mit den Nummern 0001 bis 0004 zwei weitere MAN A23 (NG 263) als Wagen 0077 und 0078 in Betrieb, während die gemeinsam bestellten beiden A21 (NL 223) der VVG erst im November in Viersen eintrafen und als Wagen 73 und 78 bezeichnet wurden. Auch im Jahre 2001 erhielt wiederum MAN den Auftrag der Ausschreibungsgemeinschaft Mittlerer Niederrhein, so dass die NVV im Juni 14 MAN A21 (NL 223) als Wagen 0102 bis 0115 sowie der inzwischen als Niederrheinwerke Viersen mobil GmbH (niederrheinwerke) firmierende Viersener Verkehrsbetrieb im August zwei baugleiche Wagen mit den Nummern 92 und 97 in Dienst stellen konnten. Erstmals verfügten diese Fahrzeuge über mechanische Rollstuhlrampen an Tür 2 sowie über Außenlautsprecher.

Sechs Jahre nach Einführung der Euro 2-Motoren erfolgte in der zweiten Jahreshälfte 2001 die Umstellung auf die wiederum verschärfte Euro 3-Norm. So verfügten die im Sommer 2002 gelieferten Neufahrzeuge entsprechend über Euro 3-Motoren. Die NVV erhielt Ende Juli sieben MAN A21 (NL 223) als Wagen 0201 bis 0207 sowie ebenfalls sieben MAN A23 (NG 263) als Wagen 0261 bis 0267, die niederrheinwerke nahmen zwei MAN A21 - jeweils einen NL 223 und NL 263 - mit den Nummern 91 und 93 in Betrieb.

2003: Markenwechsel - die ersten Citaros am linken Niederrhein
Nach fünf Jahren ausschließlicher Beschaffung von Omnibussen des Herstellers MAN und vier Lieferserien der Bauarten A21 und A23 wurde im Jahre 2003 ein Markenwechsel vollzogen: Die Ausschreibungsgemeinschaft Mittlerer Niederrhein bestellte erstmals Fahrzeuge der Bauart Citaro von EvoBus Mercedes-Benz. Über die diesjährigen Neubeschaffungen berichteten wir ausführlich im letzten Blickpunkt.

Derzeit bilden die 165 Niederflurbusse der NVV bereits 82,5 Prozent des Gesamtbestandes in Mönchengladbach, in Viersen erreichen die niederrheinwerke mit 20 Niederflurbussen einen Wert von 80 Prozent. Voraussichtlich im Jahre 2005 wird auch der letzte Hochflurbus durch einen Niederflurbus ersetzt werden - zwölf Jahre nach dem Beginn der serienmäßigen Beschaffung dieser Fahrzeuggeneration.